Und ich raste mit Vollgas und ohne Tempolimit in den Wahnsinn.


Eine dunkle Gestalt fährt auf einem dunklen Weg durch die Nacht, salzige Tränen verschleiern ihr die Sicht.
Der Lenker wackelt unsicher, sie fährt ohne Licht.
Nur vorbei rauschende glühende Schatten erhellen ihr den Weg.
Es geht bergab, sie schließt die Augen,spürt den eisigen Nachtwind auf ihrem vom Tränen nassen Gesicht. Sie fröstelt.
Viel zu lautes histerisches klingeln lässt sie aus ihrer eigenen kleinen Freiheit aufschrecken, ein entgegenkommender Mann auf einem Fahrad schimpft wütend.
Sie macht eine entschuldigende Geste mit der Hand und dreht die viel zu fröhliche depresssive Musik lauter.
Die zu fröhlich klingende Stimme dringt durch die feuerroten M&M Kopfhörer in ihrer Ohren.
Viel zu laut.
Viel zu fröhlich.
Leicht glimmende Asche fällt auf die Erde, sie schenkt ihr keinerlei Beachtung und atmet nach Tabak stinkenden Rauch in die Abendluft.

Daheim angekommen läuft sie mit tunnelblick in ihr Zimmer. Nimmt nichts um sich wahr.
Öffnet die Nachtischschublade um nach der vertrauten spitzen Schere zu tasten.
Endlich spürt sie das vertraute Metall an ihren Fingern, entschlossen holt sie die Schere aus der Schublade, setzt sich im Schneidersitz vor den Spiegel mit der besten Feindin der Waage vor Augen setzt sie das kühle Metall an.
Bevor sie schneidet blickt sie in den Spiegen : "Nicht",wispert ihr Gegenstück im Spiegel und umschließt mit beiden Armen fest ihren Oberkörper, wie als könnte sie so die zersprungenen Teile ihrerselbst zusammen halten. Eine Träne rollt dem Mädchen im Spiegel aus den roten traurigen Augen.
Sie lässt die Schere fallen und mit ihr fallen Tränen.
Ihr Blick wandert angewiedert über ihren fetten Körper. Wiso leben? Sie will abgemagert sein. Dürr. Man soll ihre Knochen spüren und sehen, sie will zerbrechlich sein.
Ihr Blick wird fester, wütender und fällt auf das verführerisch glänzende Metall.
Ein blasses Mädchen streicht mit dürren Fingern und ausdruckslosen Augen und einem unpassenden Grinsen um die Lippen an der Klinge entlang. Sie muss nichts sagen, die beiden blicken sich in die Augen und alles ist gesagt.
Auf einmal brummt ihr Handy.
"Nachricht von Schatz"  Ein trauriges Lächeln huscht über ihr Gesicht.
Entschlossen lässt sie die Schere links liegen, rafft sich auf, fährt sich mit dem Ärmel über die Augen und geht aus dem Zimmer.
Tief im Inneren weiß sie das sie zu gut für diese Welt aus selbstbildverzerrenden Spiegelscherben und glasigen Mädchenaugen die aus dunklen Höhlen auf die Waage starren.
Wann wird sie den richtigen Weg finden?



1 Kommentar:


  1. *-*
    Wow genialer Text, hat mir sogar Tränen in die Augen getrieben.
    Ich wünsche dir das du diesen Weg findest <3

    Love Connie

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